Oft ist die Rückkehr an den Arbeitsplatz auch nach erfolgreicher Rehabilitation mit neuen Anforderungen oder Belastungen verbunden. Daher besteht häufig Bedarf nach Rehabilitationsnachsorge um die Behandlungserfolge der stationären medizinischen Rehabilitation langfristig zu stabilisieren und den Belastungen des Alltags entgegenzuwirken.
Das Nachsorgeprogramm GSA-Online plus richtet sich an beruflich belastete Rehabilitand:innen bzw. Rehabilitand:innen mit Bedarf an berufsbezogenen Nachsorgeangeboten. Das Programm fokussiert sich auf die Behandlung von intrapsychischen Problemen und interpersonellen Konflikten am Arbeitsplatz. Die Nutzung erfolgt im direkten Anschluss an die stationäre Rehabilitation und erstreckt sich über einen Zeitraum von 12 Wochen. Zentraler Bestandteil von GSA-Online plus ist das regelmäßige Verfassen von Tagebucheinträgen durch die Teilnehmenden und eine zeitnahe Rückmeldung durch geschultes psychotherapeutisches Fachpersonal.
In zwei wissenschaftlichen Studien erwies sich GSA-Online plus als wirksam hinsichtlich beruflicher und gesundheitlicher Zielkriterien. Insbesondere subjektiver Befindlichkeitsmaße (Depressivität, Ängstlichkeit, Stress) wurden stabilisiert. Auch eine positivere Erwerbsprognose der Nutzenden wurde festgestellt.
Aktuell wird GSA-Online plus mit dem Online-Nachsorgeprogramm marena in der RTW-Plan-Studie eingesetzt. Alle Studienteilnehmenden erhalten Zugriff auf marena („Meine Arbeitsbezogene Reha-Nachsorge“). Das Programm bietet umfangreiche Infromationen zu Rehabiliation und Teilhabe, gibt bekannte Strategien aus der Rehabilitation an die Hand und begleitet durch Leistungsanträge und Maßnahmen
Studienteilnehmende mit besonderen beruflichen Belastungen erhalten bei Empfehlungen durch das therapeutische Fachpersonal der Rehabilitationseinrichtung zusätzlich Zugriff auf GSA-Online plus. Das Programm fokussiert sich auf die Behandlung von intrapsychischen Problemen und interpersonellen Konflikten am Arbeitsplatz.
Die zentrale Aufgabe des Nachsorgeprogramm GSA-Online plus ist eine Schreibintervention: Die Teilnehmer verfassen jede Woche einen Tagebucheintrag zu einem vorgegebenen Schreibimpuls, welcher die Teilnehmer anleitet, über bestimmte Ereignisse, Gedanken und Gefühle zu schreiben. Zu Beginn des Nachsorgeprogramms können die Teilnehmer wählen, an welchem Wochentag sie ihren Eintrag regelmäßig schreiben möchten. GSA-Online plus kann somit problemlos in den jeweiligen Arbeitsalltag und Tagesablauf integriert werden. Die Kommunikation mit dem Onlinetherapeuten erfolgt anonym.
Nach dem Schreiben des Eintrags liest ein geschulter Onlinetherapeut den Eintrag und verfasst in der Regel innerhalb von 24 Stunden eine persönliche Rückmeldung. Dabei geht der Therapeut auf die Belastungen und Probleme des Rehabilitanden ein, indem er Anregungen und Denkanstöße gibt. Das Ziel ist, dass Teilnehmer die von ihnen beschriebenen Situationen besser verstehen und auf Dauer besser mit belastenden Situationen umgehen können.
Die Schreibintervention ist angelehnt an die Supportiv-Expressive Therapie (SET) nach Luborsky (1995), die auf der gemeinsamen Arbeit zwischen Teilnehmer und Therapeut basiert.
Im Zentrum steht das Zentrale Beziehungskonfliktthema (ZBKT):
Wenn Menschen miteinander in Kontakt stehen, stellt jeder Kontakt eine Beziehung dar. Der Fokus der Schreibinterventionen liegt auf den unterschiedlichen Beziehungen der Teilnehmer am Arbeitsplatz, beispielsweise mit Arbeitskollegen oder dem Chef.
Der Ausgangspunkt dieses Beziehungskonzepts ist, dass alle Beziehungen nach einem sich wiederholenden Schema ablaufen. Dieses Schema teilt die beschriebenen Begegnungen bzw. Beziehungen der Rehabilitanden in drei Elemente auf, die der Onlinetherapeut anhand der Tagebucheinträge bestimmt:
Anders ausgedrückt verdeutlicht dieses Schema, dass der Wunsch bzw. die Erwartungen an eine Situation oder eine Person, sowohl die Reaktion des Gegenübers, als auch die eigene Reaktion beeinflussen.
Frau A. kehrt nach einer vierwöchigen Reha an ihren Arbeitsplatz zurück. Im Rahmen der Online-Nachsorge berichtet sie, dass sie sich sehr darüber gefreut habe, dass so viele Kollegen sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigt hätten. Das habe ihr den Einstieg sehr erleichtert und sie habe direkt mit der Vorgesetzten ihr Anliegen nach einer 4-Tage-Woche besprechen können.
Was war der Wunsch (W) von Frau A. in dieser Situation?
(W): Verständnis und Rücksichtnahme für Ihre Erkrankung und ihre Sorgen.
Wie hat das Gegenüber, in diesem Fall die Kollegen, auf den Wunsch von Frau A. reagiert (RO)?
(RO): Die Kollegen haben sie freundlich begrüßt und sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigt.
Wie hat Frau A. wiederum auf die Reaktion ihrer Kollegen reagiert (RS)?
(RS): Frau A. konnte ihr Anliegen, nicht mehr 5 Tage sondern nur noch 4 Tage arbeiten zu wollen, direkt bei der Vorgesetzten anbringen. Es war ihr möglich, ihre Bedürfnisse angemessen zu äußern.
Um die Beziehungselemente W, RO und RS zu bestimmen, ist es wichtig, dass die Teilnehmer in ihrem Tagebuch von mehreren zwischenmenschlichen Ereignissen und Begegnungen berichten. Diese Art der Betrachtung kann dem Teilnehmer und dem Therapeuten helfen, das Zentrale Beziehungskonfliktthema (ZBKT) des Teilnehmers zu bestimmen. Darunter versteht man die für den Teilnehmer typische Gestaltung von Beziehungen, welche sich aus den häufigsten W, den häufigsten RO und den häufigsten RS (siehe oben) schließen lässt.
Daraufhin erarbeiten Teilnehmer und Therapeut gemeinsam, inwieweit die individuelle Gestaltung von Beziehungen des Teilnehmers hilfreich oder problematisch sein kann. Damit können mögliche Lösungsalternativen für belastende Situationen gefunden werden.
Grundlage der auf dieser Plattform präsentierten Inhalte, bilden die Ergebnisse und Erfahrungen des wissenschaftlich evaluierten Vorgängerprojektes GSA-Online. In einer kontrollierten Studie wurde dort die Wirksamkeit von GSA-Online für Rehabilitanden aus verschiedenen Bereichen (Kardiologie, Orthopädie, Psychosomatik) nachgewiesen. Um die Online-Nachsorge auch einem weiteren Kreis von Rehabilitanden anbieten zu können, wurde unter Berücksichtigung der Rückmeldungen von Teilnehmern der Online-Nachsorge und des medizinischen Personals (Ärzte, Psychologen) die überarbeitete Internetplattform GSA-Online plus entwickelt.
Auf Grundlage von Erfahrungsberichten präsentiert die Plattform zwei beispielhafte Patientengeschichten in denen sich zentrale Fragen der Psychosozialen Rehabilitation in einfacher Form spiegeln. Die Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Zudem nutzten wir die Rückmeldungen von Rehabilitanden und Mitarbeitern, um dem Nutzer auf der Internetplattform vertiefende Informationen anbieten zu können. Mehrere Experten aus dem Feld der Reha-Wissenschaft vermitteln in diesem Sinne in ergänzenden Erklärvideos grundlegende Informationen zum Ablauf, zur Wirksamkeit und zum theoretischen Konzept der Online-Nachsorge.
Die in den Filmen beispielhaft als Patienten, Angehörige und Arbeitskollegen auftretenden Personen wurden von Schauspielern dargestellt.
Die in den Filmen gezeigten Experten, sind fachkundige Psychologen und Ärzte aus dem Bereich der Psychosomatik und Rehabilitationsforschung.
Wir danken allen Hauptdarstellern, Nebendarstellern, Statisten und Location-Partnern für ihren Einsatz und ihre Unterstützung.
Die Entwicklung und Evaluation dieser Internetplattform wurde von der Deutschen Rentenversicherung Bund in den Zeiträumen 2011 bis 2013, 2015 bis 2017 und 2020 bis 2024 gefördert.
Medienzentrum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Institut für Wissensmedien der Universität Koblenz-Landau
Dr. Ingo Dahn
Linus Grebing (Wissenschaftliche Hilfskraft Medieninformatik)
Drei-Burgen Klinik: Fachklinik für Herz- und Kreislaufkrankheiten / Orthopädie, Bad Münster am Stein
Karl- Aschoff- Klinik: Rehaklinik für Rheumatologie und Orthopädie, Bad Kreuznach
Reha-Zentrum Schömberg - Klinik Schwarzwald, Reha-Klinik für Orthopädie und Pneumologie, Schömberg
St. Franziska-Stift Bad Kreuznach, Psychosomatische Fachklinik, Bad Kreuznach